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Buchmesse Leipzig als Normalprogramm

Ein Kommentar von Günther Wildner – Es gibt sie immer wieder: die unspektakulären Messejahrgänge ohne Skandale und ohne nennenswerte Höhepunkte. Im schlechtesten Fall ist das zu langweilig, um dem Buch den so gebrauchten fulminanten Auftritt zu verschaffen, in der besten Betrachtungsweise ist das die gewohnte Stabilität:

Das Buch läuft flüssig und gut geölt im althergebrachten Lebens- und Verkaufszyklus. Ein üblicher Narrativ in der Leipziger Leseinszenierung. Die Messe meldete ein Besucherplus, das man in der gefühlten Wahrnehmung am Donnerstag und Freitag nicht konstatieren mochte, danach sehr wohl.

15 Jahre Buchpreis

Ein Hauptstandbein und Auffälligkeitsgenerator der Leipziger Messe ist alljährlich der Buchpreis, der heuer seinen 15. Geburtstag unspektakulär beginn. Aus Independentsicht hatte das Auszeichnungsspektakel durchaus Pfeffer, gingen ja zwei der wichtigen Preise an Indie-Verlage: Verbrecher Verlag (Anke Stelling; Belletristik), Die Andere Bibliothek (Eva Ruth Wemme; Übersetzung)

In der Dramaturgie blieb die Preisverleihung am üblichen Muster kleben. Oliver Zille begrüßt, die Jury lobt, die Preisträger danken. Im Begeisterungspegel ist noch schönste Luft nach oben. Das Branchenpublikum applaudiert abgebrüht, das Messepublikum reißt die Sache nicht heraus. Aber macht nichts – schon am Buffet kein Thema mehr. Die Preisträger fallen aus allen Wolken und nützen ihre Redezeit nicht aus, allein Harald Jähner spricht länger. Über Branchenproblematiken und Politik gab es da aber nichts zu hören, ob nun Konzentrationsprozesse im Buchhandel, die KNV-Insolvenz, die 6 Mio.-Käuferschwundstudie mit ersten Gegenentwicklungen oder die vor der Tür stehende Abstimmung zur EU-Urheberrechtsrichtlinie, dazu dürften und sollten AutorInnen ein paar intelligente und mahnende Worte verlieren. Die Treibstofflieferanten und geistigen Eigentümer dürfen, ja sollen Branche, Politik und Gesellschaft ihre Betroffenheit, Nöte und Visionen darlegen, sie sind unsere glaubwürdigsten Speerspitzen.

Selbstreflexion und neues Navigieren

Sonst bot Leipzig der Branche ausführlich die Möglichkeit zur Selbstreflexion zum Nachdenken über den aktuellen Kurs und die zukünftige Navigation. Dabei bleib das Gender-Thema nicht ausgespart, weil immer mehr Frauen Leitungspositionen in der Verlagsbranche einnehmen, und das immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit wird. Auf jeden Fall lässt sich dazu eine Menge an Beobachtungen anstellen, wie der Büchermacher-Panel mit Kerstin Gleba, Constanze Neumann, Felicitas von Lovenberg, Thomas Rathnow und Moritz Kirschner unter der Leitung von Mara Delius zeigte. Rathnow wies darauf hin, dass flache Hierarchien noch wichtiger sind als die Ausgeglichenheit von Frauen und Männern. So kommunizieren in seinem Erfahrungsbericht Junior LektorInnen auf Augenhöhe mit dem CEO, entdecken Bestseller oder entwickeln die entsprechenden Ideen und Konzepte dafür. Die Leipziger Buchmesse bietet den Panel zum NACHHÖREN an, das Börsenblatt berichtete.

So fuhr die Branchenschar, die üblichen Manga-Fotos inklusive, mit gefüllten Hausübungsheften nach Hause, abgeprüft wird dann wieder im Oktober in Frankfurt.

Links: Preis der Leipziger Buchmesse
Die MESSEZEITUNG zur Leipziger Buchmesse 2019 online lesen

Buchmessen, Literatur

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